Deutschland | Gemüse | Marktversorgung

Großes Gemüseangebot, trotzdem bezahlten die Verbraucher mehr

04.04.2017 (AMI) – Die privaten Verbraucher in Deutschland haben 2016 so viel für frisches Gemüse bezahlt wie in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr. Was sind die Gründe für diese Entwicklung? Weder die Gemüseernte in Deutschland noch die Einfuhren von frischem Gemüse waren besonders niedrig.

Das Gemüsejahr 2016 stand in Deutschland zeitweise unter dem Einfluss extremer Witterungsbedingungen. Besonders die starken Regenfälle im Juni mit den anschließenden Überschwemmungen sind vielerorts noch gut in Erinnerung. Aber auch die lange Trockenheit im Spätherbst hat die Gemüseproduktion beeinflusst. Es gab Ernteunterbrechungen und auch Ausfälle einzelner Anbausätze. Dennoch wurde in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr Gemüse im Freiland geerntet als im Jahr zuvor. Mit 3,52 Mio. t lag die Erntemenge rund 8 % über der von 2015.

Zum Teil lässt sich der Anstieg der Erntemenge gegenüber dem Vorjahr auch methodisch erklären. Im Jahr 2016 wurde die Gemüseerhebung als Vollerhebung durchgeführt. In den Jahren mit einer solchen Vollerhebung ist die Erfassung genauer, und sowohl die Anbauflächen als auch die Erntemengen zeigen einen Ausschlag nach oben. Im direkten Vergleich mit der letzten Vollerhebung aus dem Jahr 2012, als mit 3,64 Mio. t eine Rekordmenge zu Buche schlug, zeigt sich bei der Gemüseernte ein Minus von 3 %.

Bei fast allen Gemüsearten war die Erntemenge 2016 höher als im Vorjahr. Gerade bei den mengenmäßig bedeutendsten Arten wurde deutlich mehr geerntet. So zum Beispiel bei Möhren, Speisezwiebeln und Weißkohl, die zusammen für 45 % der deutschen Freilandgemüseernte stehen. Eissalat und Blumenkohl gehören dagegen zu den Arten, bei denen die Erntemenge nicht an die des Vorjahres heranreichte.

Nachdem sich die Gemüseproduktion von den Einschnitten 2015 erholt hat, wäre ein Rückgang der Gemüseimporte nach Deutschland zu erwarten gewesen. Diese hatten 2015 ein Rekordniveau erreicht, das 2016 nach vorläufigen Angaben nur knapp verfehlt wurde. Mit 3,21 Mio. t wurden nur 3 % weniger Gemüse nach Deutschland importiert. Durch Nachmeldungen könnte in der endgültigen Statistik das Vorjahresergebnis sogar gut erreicht werden.

Der Markt in Deutschland war in der Gesamtbetrachtung 2016 also besser versorgt als im Jahr zuvor. Dennoch gab es Zeiten im Jahr, in denen das Angebot eher knapp war. Entsprechend haben die deutschen Erzeugermärkte rund 6 % weniger Gemüse abgesetzt. Da überwiegend höhere Preise erzielt wurden, konnte der Umsatz erneut um 3 % auf rund 795 Mio. EUR gesteigert werden.

Höhere Preise auf den vorgelagerten Handelsstufen waren mit ein Grund dafür, dass die privaten Verbraucher mehr Geld für frisches Gemüse ausgeben mussten. Die durchschnittlichen Ausgaben für Gemüse waren mit 2,42 EUR/kg die höchsten der vergangenen fünf Jahre. Das zeigt eine AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels. Höhere Durchschnittsausgaben können aber auch eine Folge davon sein, dass Verbraucher zu höherpreisigen Produkten greifen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Wechsel von runden großfrüchtigen Tomaten auf kleinfrüchtige Varianten.

Umfangreiche Informationen in der AMI Markt Bilanz Gemüse 2017

Gemüse ist nicht gleich Gemüse, und in dem breiten Sortiment entwickeln sich die einzelnen Arten nicht immer gleich. Welchen Einfluss hat das deutsche Angebot auf die gesamte Marktversorgung, und welche Rolle spielen die Importe? Wie entwickeln sich die Preise in Zeiten von Knappheit und Überangebot, und wie reagieren die Verbraucher? Eine Musterlösung gibt es nicht, aber mit dem richtigen Datenmaterial lassen sich aktuelle Entwicklungen leicht einordnen.

In der AMI Markt Bilanz Gemüse 2017 haben die AMI Marktexperten detaillierte Angaben zur Gemüseernte, zum Außenhandel sowie zur Entwicklung von Preisen und Nachfrage zusammengestellt. Marktbeteiligte erhalten durch die Bewertung der Einflussfaktoren auf das Marktgeschehen eine solide Grundlage für ihre strategischen Entscheidungen. Ganz neu in diesem Jahr ist das Angebot, die Tabellen aus der Markt Bilanz Gemüse 2017 zusätzlich zum E-Book als Excel-Dateien zu erhalten. So stehen die Daten direkt bereit, um selbst damit zu arbeiten. Sichern Sie sich umgehend Ihr persönliches Exemplar der AMI Markt Bilanz Gemüse 2017 . In unserem Shop finden Sie dazu alle wichtigen Informationen.

Beitrag von Michael Koch
Bereichsleiter Gartenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück

Das könnte Sie auch interessieren

Deutschland | Öko-Landbau | Import

Brauchen wir Bio aus dem Ausland?

28.03.2024 (AMI) – Die AMI widmet das nächste Forum Zukunft ganz dem Thema Bio-Importe. Seit 2009 werten die Marktanalysten im Öko-Landbau alljährlich die Importmeldungen von Bio-Unternehmen in Deutschland aus. In dieser Zeit hat sich viel verändert: Neue Warenströme wurden angesichts von Krisen und Versorgungsengpässen erschlossen, aber gleichzeitig hat der wachsende deutsche Bio-Anbau die Marktversorgung einzelner Bio-Produkte aus heimischer Produktion deutlich wachsen lassen.   Mehr

Deutschland | Gemüse | Strukturdaten

Süßkartoffeln: Weltweiter Markt entwickelte sich unterschiedlich

27.03.2024 (AMI) – Der Anbau von Süßkartoffeln ist im Laufe der Jahre weltweit zurückgegangen, während die Importe nach Europa zugenommen haben. Unter Betrachtung des weltweiten Anbaus und Handels, zeigen sich deutlich unterschiedliche Entwicklungen. Welche Auswirkungen hat dies auf den deutschen Markt?   Mehr

Deutschland | Obst | Angebot

Rückgang der Obstimporte nach Deutschland gestoppt

21.03.2024 (AMI) – Für den Frischmarkt standen in Deutschland im Jahr 2023 rechnerisch rund 130.000 t weniger Obst als im Vorjahr zur Verfügung. Ausschlaggebend waren dafür jedoch nicht die Importe, sondern die Produktion in Deutschland. Während der Rückgang der Importe 2023 gestoppt wurde, war die deutsche Obsternte eine der kleinsten der vergangenen Jahre. War das eine einheitliche Entwicklung, oder haben sich die einzelnen Obstarten unterschiedlich entwickelt?   Mehr