Verbraucher zahlen im April deutlich mehr für frische Nahrungsmittel
Zuletzt waren im Herbst 2017 vergleichbare Steigerungsraten bei frischen Lebensmitteln zu beobachten, die damals aus anziehenden Preisen für Milch und Milchprodukte resultierten. Butter kostete im September 2017 doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Maßgeblich für die hohe Teuerungsrate im April 2020 sind die Preisentwicklungen in verschiedenen Warengruppen. In erster Linie sind dies Frischgemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Fleisch sowie Frischobst.
Unter Berücksichtigung des Ausgabenanteils der jeweiligen
Warengruppe am Frische-Warenkorb sind 35 % des Preisauftriebs von
9,8 % auf teureres Gemüse zurückzuführen. Hier stechen Paprika (+56
% im Vergleich zum Vorjahr), Kohlrabi (+62 %), Blumenkohl (+63 %),
Brokkoli (+69 %) und Zucchini (92 %) hervor. Allerdings war die
Preisspitze bei Blumenkohl, Brokkoli und Zucchini zum Monatsende
bereits überschritten. Ursächlich hierfür sind die
Kaufzurückhaltung als Reaktion auf die hohen Forderungen auf der
einen Seite und eine verbesserte Warenverfügbarkeit aus den
Lieferländern auf der anderen Seite.
Doch auch Kopf- und Eissalat sowie Spargel kosten im April 2020
rund ein Drittel mehr als 2019. Für Entlastung der Haushaltsbudgets
sorgen dagegen Lagergemüse wie Zwiebeln und Weißkohl, die jeweils
rund 18 % günstiger sind als vor einem Jahr. Möhren, die im April
ebenfalls noch hauptsächlich aus Lagerware stammen, kosten
durchschnittlich 4 % mehr als im Vorjahr.
Der Preisauftrieb in der Warengruppe Obst hat im Monatsverlauf
Fahrt aufgenommen. Auf Erzeugerebene sind die Preise für Tafeläpfel
angesichts einer im Vergleich zu den Vorjahren kleineren Lagermenge
und der guten Nachfrage gestiegen, was sich auch auf die
Verbraucherpreise auswirkt. Über alle Sorten kosten Äpfel im
Einzelhandel knapp ein Viertel mehr als im April 2019. Auch bei
Tafelbirnen sind die Lager im Inland und den Nachbarstaaten
zunehmend geräumt. Gleichzeitig sind die eingeführten Mengen aus
Übersee deutlich hinter den Vorjahren zurück. In der Folge zahlen
die Verbraucher fast 30 % mehr für Birnen.
Die Nachfrage nach Erdbeeren wird erst zum Monatsende verstärkt mit
inländischer Ware bedient, nachdem die intensive Sonneneinstrahlung
und frühsommerliche Temperaturen der Reife den nötigen Schwung
verpasst haben. Die bis dato dominierende Importware kostet im
April so viel wie vor einem Jahr.
Gut 30 % teurer als im Vorjahr sind Zitrusfrüchte, die sich – allen
voran Orangen – dennoch einer für den späten Saisonzeitpunkt hohen
Nachfrage erfreuen.
Rund 42 % des Preisauftriebs bei frischen Lebensmitteln sind auf
höhere Kosten beim Kauf von Fleisch, Wurst und Geflügel
zurückzuführen. Maßgeblicher Treiber dieser Entwicklung sind die
seit dem Sommer 2019 gestiegenen Verbraucherpreise für
Schweinefleisch und Fleischwaren. Zwar haben die Erzeugerpreise für
Schlachtschweine seit dem Hoch Anfang März kräftig nachgegeben. Das
Vorjahresniveau ist jedoch bis zur 16. Kalenderwoche noch
übertroffen worden.
Zudem ist auch Geflügel nach einer Preisrunde auf Discountniveau
Anfang März teurer als vor einem Jahr.
Für Käse und Butter sind zum Monatsbeginn neue Kontrakte zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) geschlossen worden. Diese haben zu höheren Molkereiabgabepreisen geführt, die sich im weiteren Verlauf auch auf Verbraucherebene niedergeschlagen haben. So kostet ein 250 g-Päckchen Deutsche Markenbutter auf Discountniveau mittlerweile 1,45 EUR. Das sind 10 Ct mehr als zuvor, allerdings 4 Ct weniger als im April 2019. Die Verbraucherpreise für Trinkmilch und Milchfrischprodukte haben sich im April nicht verändert. Dagegen haben Preisanpassungen bei einigen Standardartikeln aus dem Käsesortiment des LEH die Teuerungsrate in dieser Warengruppe auf 3,1 % steigen lassen.
Die Verbraucherpreise für Eier haben zum Saisonhöhepunkt nicht angezogen und liegen im Wesentlichen auf dem seit Jahresbeginn gültigen Niveau. Die 10er-Packung Eier aus Boden- und Freilandhaltung kostet seit Mitte Januar 10 Ct mehr. In der Regel werden diese Preise unterjährig nicht angepasst.
Bei Speisekartoffeln, die im April rund 12 % weniger kosten als im Vorjahr, profitieren die Verbraucher nach wie vor von der besseren Verfügbarkeit infolge der gegenüber 2018 umfangreicheren Ernte im vergangenen Herbst. Der hier seit Ende Februar zu beobachtende kräftige Nachfrageschub ist demnach nicht preiswirksam geworden.
Außerhalb des Frische-Warenkorbs beobachtet die AMI im Rahmen ihres Verbraucherpreisspiegels ebenfalls die Entwicklungen in den Warengruppen Mehl und Zucker sowie Obst- und Gemüsekonserven, deren Nachfrage durch die privaten Haushalte gerade zu Beginn der Corona-Krise sprunghaft angestiegen war. Preisanpassungen infolge dieser erhöhten Nachfrage sind bislang ausgeblieben.
Wenn Sie Informationen zur Preisentwicklung von frischen Lebensmitteln auf Verbraucherebene benötigen, nehmen Sie Kontakt mit den Marktexperten der Verbraucherforschung auf.
© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH
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Thomas Els
Bereichsleiter Verbraucherforschung
Tel. (0228) 33805-301
Langjährige Erfahrung als Marktforscher zum Thema Konsumverhalten der privaten Verbraucher bei Nahrungsmitteln, Autor der Verzehrsmonitore Fleisch und Milch.