Deutschland | Lebensmittel | Verbraucherpreise

Verbraucher zahlen im April deutlich mehr für frische Nahrungsmittel

28.04.2020 (AMI) – Die Preise für frische Lebensmittel sind im April 2020 kräftig gestiegen. Verbraucher in Deutschland haben fast 10 % mehr zahlen müssen als vor einem Jahr. Innerhalb eines Monats hat das Preisniveau um 4,4 % angezogen. Dieses Ergebnis weist der AMI-Frischeindex auf Basis von Preismeldungen der ersten vier Aprilwochen aus.

Zuletzt waren im Herbst 2017 vergleichbare Steigerungsraten bei frischen Lebensmitteln zu beobachten, die damals aus anziehenden Preisen für Milch und Milchprodukte resultierten. Butter kostete im September 2017 doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Maßgeblich für die hohe Teuerungsrate im April 2020 sind die Preisentwicklungen in verschiedenen Warengruppen. In erster Linie sind dies Frischgemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Fleisch sowie Frischobst.

Unter Berücksichtigung des Ausgabenanteils der jeweiligen Warengruppe am Frische-Warenkorb sind 35 % des Preisauftriebs von 9,8 % auf teureres Gemüse zurückzuführen. Hier stechen Paprika (+56 % im Vergleich zum Vorjahr), Kohlrabi (+62 %), Blumenkohl (+63 %), Brokkoli (+69 %) und Zucchini (92 %) hervor. Allerdings war die Preisspitze bei Blumenkohl, Brokkoli und Zucchini zum Monatsende bereits überschritten. Ursächlich hierfür sind die Kaufzurückhaltung als Reaktion auf die hohen Forderungen auf der einen Seite und eine verbesserte Warenverfügbarkeit aus den Lieferländern auf der anderen Seite.
Doch auch Kopf- und Eissalat sowie Spargel kosten im April 2020 rund ein Drittel mehr als 2019. Für Entlastung der Haushaltsbudgets sorgen dagegen Lagergemüse wie Zwiebeln und Weißkohl, die jeweils rund 18 % günstiger sind als vor einem Jahr. Möhren, die im April ebenfalls noch hauptsächlich aus Lagerware stammen, kosten durchschnittlich 4 % mehr als im Vorjahr.

Der Preisauftrieb in der Warengruppe Obst hat im Monatsverlauf Fahrt aufgenommen. Auf Erzeugerebene sind die Preise für Tafeläpfel angesichts einer im Vergleich zu den Vorjahren kleineren Lagermenge und der guten Nachfrage gestiegen, was sich auch auf die Verbraucherpreise auswirkt. Über alle Sorten kosten Äpfel im Einzelhandel knapp ein Viertel mehr als im April 2019. Auch bei Tafelbirnen sind die Lager im Inland und den Nachbarstaaten zunehmend geräumt. Gleichzeitig sind die eingeführten Mengen aus Übersee deutlich hinter den Vorjahren zurück. In der Folge zahlen die Verbraucher fast 30 % mehr für Birnen.
Die Nachfrage nach Erdbeeren wird erst zum Monatsende verstärkt mit inländischer Ware bedient, nachdem die intensive Sonneneinstrahlung und frühsommerliche Temperaturen der Reife den nötigen Schwung verpasst haben. Die bis dato dominierende Importware kostet im April so viel wie vor einem Jahr.
Gut 30 % teurer als im Vorjahr sind Zitrusfrüchte, die sich – allen voran Orangen – dennoch einer für den späten Saisonzeitpunkt hohen Nachfrage erfreuen.

Rund 42 % des Preisauftriebs bei frischen Lebensmitteln sind auf höhere Kosten beim Kauf von Fleisch, Wurst und Geflügel zurückzuführen. Maßgeblicher Treiber dieser Entwicklung sind die seit dem Sommer 2019 gestiegenen Verbraucherpreise für Schweinefleisch und Fleischwaren. Zwar haben die Erzeugerpreise für Schlachtschweine seit dem Hoch Anfang März kräftig nachgegeben. Das Vorjahresniveau ist jedoch bis zur 16. Kalenderwoche noch übertroffen worden.
Zudem ist auch Geflügel nach einer Preisrunde auf Discountniveau Anfang März teurer als vor einem Jahr.

Für Käse und Butter sind zum Monatsbeginn neue Kontrakte zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) geschlossen worden. Diese haben zu höheren Molkereiabgabepreisen geführt, die sich im weiteren Verlauf auch auf Verbraucherebene niedergeschlagen haben. So kostet ein 250 g-Päckchen Deutsche Markenbutter auf Discountniveau mittlerweile 1,45 EUR. Das sind 10 Ct mehr als zuvor, allerdings 4 Ct weniger als im April 2019. Die Verbraucherpreise für Trinkmilch und Milchfrischprodukte haben sich im April nicht verändert. Dagegen haben Preisanpassungen bei einigen Standardartikeln aus dem Käsesortiment des LEH die Teuerungsrate in dieser Warengruppe auf 3,1 % steigen lassen.

Die Verbraucherpreise für Eier haben zum Saisonhöhepunkt nicht angezogen und liegen im Wesentlichen auf dem seit Jahresbeginn gültigen Niveau. Die 10er-Packung Eier aus Boden- und Freilandhaltung kostet seit Mitte Januar 10 Ct mehr. In der Regel werden diese Preise unterjährig nicht angepasst.

Bei Speisekartoffeln, die im April rund 12 % weniger kosten als im Vorjahr, profitieren die Verbraucher nach wie vor von der besseren Verfügbarkeit infolge der gegenüber 2018 umfangreicheren Ernte im vergangenen Herbst. Der hier seit Ende Februar zu beobachtende kräftige Nachfrageschub ist demnach nicht preiswirksam geworden.

Außerhalb des Frische-Warenkorbs beobachtet die AMI im Rahmen ihres Verbraucherpreisspiegels ebenfalls die Entwicklungen in den Warengruppen Mehl und Zucker sowie Obst- und Gemüsekonserven, deren Nachfrage durch die privaten Haushalte gerade zu Beginn der Corona-Krise sprunghaft angestiegen war. Preisanpassungen infolge dieser erhöhten Nachfrage sind bislang ausgeblieben.

Wenn Sie Informationen zur Preisentwicklung von frischen Lebensmitteln auf Verbraucherebene benötigen, nehmen Sie Kontakt mit den Marktexperten der Verbraucherforschung auf.


Beitrag von Thomas Els
Bereichsleiter Verbraucherforschung

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

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