Welt | Getreide | Angebot

Viel Weizen – dennoch knapperes Angebot

03.01.2018 (AMI) - Noch lebt der deutsche Getreidemarkt von der stetigen Nachfrage nach Futtergetreide, aber damit könnte im Frühjahr Schluss sein, wenn die Mischfutterhersteller ihre Versorgung bis zur Ernte 2018 gesichert haben. Am Brotgetreidemarkt macht sich die überschaubare Nachfrage der Mühlen bereits bemerkbar, die Brotweizen- und Brotroggenpreise schwächeln. Viele Erzeuger geben so langsam ihre Hoffnung in höhere Erlöse auf und verkaufen nun zunehmend mehr Partien.

Die Ernte 2018 steht allerdings noch nicht im Fokus, ein Plus von zehn Euro je Tonne für Weizen an der Börse in Paris bringt keine ausreichenden Impulse. Hinsichtlich der Anbauflächen zur Ernte 2018 beginnen langsam die Spekulationen. Es lässt sich aber bereits erkennen, dass die Winterweizenfläche wohl schrumpfen wird. Zum einen hat Weizen an Attraktivität verloren, zum anderen durchkreuzen vernässte Flächen die Anbaupläne der Erzeuger.

Herbstaussaaten zur Ernte 2018: 2 % weniger Wintergetreide

Landwirte in Deutschland haben im Herbst 2017 auf einer Fläche von 5,16 Mio. ha Wintergetreide ausgesät und so 120.900 ha weniger als im Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt Destatis mitteilt, ist der Rückgang in einigen Bundesländern auf die ungünstigen Witterungsverhältnisse zurückzuführen. Die Aussaatfläche von Winterweizen ist um knapp 5 % gesunken. Die größten Flächenrückgänge gab es in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Lediglich in Sachsen und in Bayern wurde mehr Winterweizen gedrillt. Ebenfalls einen Rückgang gab es bei der Aussaatfläche von Triticale, während sich der Anbau von Wintergerste ausgedehnt hat.

Viel Weizen – aber nicht in allerbester Qualität

Hinsichtlich der Weizenversorgung unterscheidet sich die globale Marktversorgung kaum von der in Deutschland oder der EU-28 – Weizen ist ausreichend vorhanden. Aber hierzulande unterscheidet sich der Brotgetreidemarkt weitaus stärker als sonst vom Futtergetreidemarkt. Bislang profitierte der Futtergetreidemarkt von der regen Nachfrage aufgrund der verspäteten Maisernte und des zudem verhaltenen Angebotes der Erzeuger. Das könnte sich aber schon bald ändern. So hat unlängst die Abgabebereitschaft der Erzeuger zugenommen, denn der Liquiditätsbedarf in den Betrieben hat nach den Pachtzahlungen und den bevorstehenden Betriebsmittelkäufen zugenommen. Außerdem begraben so langsam viele Erzeuger ihre Hoffnung in steigende Getreidepreise, und verkaufen, bevor die stetig steigenden Lagerkosten noch mehr vom Erlös auffressen. Zudem könnte auch die Nachfrage langsam nachlassen. Für Brotroggen und Braugerste ist das Kaufinteresse der Verarbeiter schon deutlich zurückgegangen, für Brotgetreide dürfte es noch einmal im 1. Quartal aufleben, wenn die Mühlen ihre Versorgung bis zum Sommer sichern. Und auch das bislang rege Geschäft mit den Mischfutterherstellern könnte im Februar gelaufen sein, denn bis dahin dürften die Futtermühlen ihren Rohstoff bis zum Anschluss an die Ernte 2018 in den Büchern haben. In den Export steckt keiner mehr seine Hoffnungen, bislang lief es sehr zäh und von Seiten der Währung dürfte eine plötzliche Befestigung des Dollars bei den derzeitigen politischen Querelen in den USA nicht zur Debatte stehen. Damit bleibt der Euro relativ hoch und verteuert EU-Ware am Weltmarkt. Außerdem wird auch im Frühjahr ausreichend russisches Angebot am Weltmarkt verfügbar sein und so EU-Ware verdrängen.

Weniger Winterweizen zur Ernte 2018

Die Prognosen über die Weizenernte 2018 konnten bislang noch keine Preiswirkung erzielen, denn über die Ernte 2018 spricht in Deutschland vorerst kaum jemand. Die reichliche Versorgung in der laufenden Saison am Weltmarkt baut keinen Druck auf, sich um Partien der nächsten Ernte zu kümmern. Und hierzulade wird preisbedingt nur verhalten die Ernte 2017 vermarktet, da interessieren sich die Erzeuger schon gar nicht um die Ernte 2018. Es gab nur im Oktober eine kurze Phase, in der die rasch steigenden Preise für Braugerste auch den Fokus auf Partien der kommenden Ernte lenkte, aber mit dem Preisverfall nahm der Umsatz auch schnell wieder ab. Zudem sorgt der prognostizierte Bestandsaufbau für Weizen Ende 2017/18 für ruhiges Fahrwasser, ist doch der Start in die kommende Saison gesichert. Allerdings beginnen die Spekulationen um die Höhe der kommenden Weizenernte, vor allem weil es in weiten Teilen aufgrund der ungünstigen Bedingungen nicht gut läuft. Schon zu Beginn war davon ausgegangen worden, dass Erzeuger in der EU-28 aufgrund der niedrigen Erlöse für Weizen auf andere Ackerkulturen umschwenken. Dazu kam dann noch der Regen, der die Felder unbefahrbar machte und so die Aussaatpläne durchkreuzte. Es wird davon ausgegangen, dass die EU-Anbaufläche für Winterweizen gegenüber Vorjahr um 300.000 ha schrumpfen könnte. Das wäre so wenig wie zuletzt 2013. Aber dafür könnte es mehr Gerste geben. Auch wenn der Regen die Wintergerstenaussaat ebenso behindert hat, dafür könnte im Frühjahr mehr Sommergerste kultiviert werden. Die jüngste Gerstenschätzung des französischen Analystenhauses Tallage liegt bei 12,4 Mio. ha und so 300.000 ha über Vorjahreslinie.

Auch in den USA sieht es nicht so gut aus. Das US-Landwirtschaftsministerium stufte die Feldbestände an Hard Red Winter-Weizen schlechter ein als im Vorjahr, denn Trockenheit macht den Pflanzen zu schaffen und diese Situation scheint sich noch weiter zu verschlechtern, denn in Spitzenanbauregionen soll die Bodenfeuchte bereits in kritische Bereiche abgesunken sein. Demgegenüber sieht es in den Regionen, in denen traditionell Soft Red Winter-Weizen kultiviert wird, besser aus. Aber der Winter ist noch lang.

Die aktuellen Entwicklungen am Getreidemarkt behalten Sie mit dem Online-Dienst Markt aktuell Getreide stets im Blick. Nutzen Sie die Bestellmöglichkeit im Shop und sichern Sie sich noch heute Ihren Zugang zum Expertenwissen.

Beitrag von Wienke von Schenck
Marktexpertin Pflanzenbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück
Welt | Agrarrohstoffe | Markttrends

Wie geht es weiter an den Agrar- und Rohstoffmärkten?

25.09.2019 (AMI) – Die AMI-Akademie veranstaltete am 24. September 2019 das Markt Seminar Kompakt. Marktexperten der AMI referierten über die aktuelle Situation auf den verschiedenen Agrar- und Rohstoffmärkten und hielten dabei auch künftige Markt- und Preisentwicklungen im Blick.   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Markttrends

Wie geht es weiter an den Agrar- und Rohstoffmärkten?

09.09.2019 (AMI) – Nachhaltigkeit oder Wirtschaftlichkeit, Globalisierung oder Protektionismus, Preis oder Qualität – Was bedeutet das für die Akteure entlang der Wertschöpfungskette? Das und Vieles mehr erfahren Sie beim AMI Markt Seminar Kompakt am 24.09.2019 in Bonn.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im August stabil

30.08.2019 (AMI) – Mit einem minimalen Plus von 0,2 % gegenüber Vormonat verblieb der AMI-Rohstoffindex nahezu unverändert bei rund 132 Punkten. Damit liegt das Ergebnis etwa 1,3 % unter dem Wert des Vorjahresmonat. Preisrückgänge bei Getreide und Raps standen im August stabilen Tendenzen auf den Fleischmärkten gegenüber. Die erwartete Erholung für die Produzenten am Milchmarkt blieb vorerst aus.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Saisonbedingt leichte Rückgänge an den Agrarrohstoffmärkten

26.07.2019 (AMI) – Der deutsche Agrarrohstoffindex schloss im Juli mit einem Minus von 0,9 % im Vergleich zum Vormonat und landete bei 133 Punkten. Das Ergebnis zum Vorjahresmonat wurde trotz des saisonbedingten Rückgangs um rund 3,4 % übertroffen. Steigende Erntemengen prägten den Getreidemarkt während Milchprodukte und Fleisch ferienbedingte Nachfragerückgänge verzeichneten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Trotz schwankender Preise Agrarrohstoffindex im Juni stabil

28.06.2019 (AMI) – Mit knapp über 134 Punkten schließt der deutsche Agrarrohstoffindex im Juni nahezu unverändert mit einem Plus von 0,3 % gegenüber Vormonat, übertrifft jedoch das Niveau des Vorjahres um 5,7 %. Trotz widriger Witterungsbedingungen beim Getreide und saisonal bedingtem Nachfragerückgang nach Milchprodukten stagnierten die Preise. Der erwartete Preisanstieg am Fleischmarkt blieb zudem aus.   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Markttrends

AMI-Akademie geht an den Start

19.06.2019 (AMI) – Der Startschuss für die AMI-Akademie ist gefallen. Globalisierung, Digitalisierung, neue Richtlinien bei der Verpackung oder der zunehmende Wunsch nach Bio-Produkten, die Märkte wandeln sich und damit auch die Anforderungen an die Branche.   Mehr

Deutschland | Agrarwirtschaft | Verarbeitung

Digitalisierung – Ihre Chance neue Erlösquellen zu eröffnen

03.06.2019 (AMI) – Werden Sie Teil des Forschungsvorhabens EVAREST und nehmen Sie an unserer Online-Umfrage teil. Nutzen Sie dadurch die Möglichkeit, die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen aktiv mitzugestalten. Profitieren Sie von der Schaffung neuer Erlösquellen durch EVAREST, indem bislang ungenutzte Daten in Datenprodukte überführt und zum Wirtschaftsgut gemacht werden.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Agrarrohstoff-Index im Mai stabil

31.05.2019 (AMI) – Der deutsche Agrarrohstoff-Index verbleibt mit einem Plus von 0,4 % im Mai nahezu unverändert auf einem Stand von knapp 134 Punkten. Das Niveau des Vorjahres wurde um 7,0 % übertroffen. Den erneut gestiegenen Preisen am Fleischmarkt standen dabei schwächere Tendenzen am Milchmarkt und geringere Umsätze am Getreidemarkt gegenüber.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Agrarrohstoff-Index im April mit Aufwind

26.04.2019 (AMI) – Nach stetigem Rückgang seit August 2018 hat sich der deutsche Agrarrohstoff-Index im April erholt und um 3,5 Punkte auf 133,2 zugelegt. Das Niveau des Vorjahres wurde dabei um 6,1 % übertroffen. Zurückzuführen ist das Plus insbesondere auf den gestiegenen Schweinefleischpreis. Der Milchmarkt hat sich hingegen abgeschwächt.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Agrarrohstoff-Index im März etwas schwächer

29.03.2019 (AMI) – Im März hat der deutsche Agrarrohstoff-Index weitere 1,2 Punkte verloren und liegt bei 129,6 Punkten. Das Vorjahresniveau wurde aber um 2,0 % übertroffen. Während der Index für Getreide kräftige Einbußen hinnehmen musste, hat sich der Fleischmarkt befestigt. Am Milchmarkt sind stabile Tendenzen zu verzeichnen.   Mehr