Europa | Zwiebelgemüse | Ernte

Kleinste EU Zwiebelernte seit 2006

16.11.2018 (AMI) – Die europäische Zwiebelbranche steht vor einer großen Herausforderung. Besonders im Westen sorgte die Dürre dieses Sommers für eine sehr kleine Ernte, aber auch in fast allen anderen Gebieten fiel die Ernte unterdurchschnittlich aus. In der zweiten Saisonhälfte wird man verstärkt auf Importe zurückgreifen müssen. Der größte Unsicherheitsfaktor bei der Saisonbeurteilung ist die Haltbarkeit der Zwiebeln im Lager.

Die Zwiebelernte in der EU fällt nach Einschätzung der AMI auf dem Euronion Treffen in Dänemark um gut 15 % kleiner aus als in der Vorsaison und entspricht damit der kleinsten Ernte seit 2006. Ursache dafür sind witterungsbedingt niedrigere Erträge in fast allen Ländern, mit Ausnahme Spaniens. Nahezu überall fehlten nach einem nassen und kalten Frühjahr ab April die notwendigen Niederschläge. Auch die Anbaufläche ging in den meisten Ländern leicht zurück, insgesamt belief sich das Minus bei der Fläche aber nur auf knapp 3 %. Auffallend ist eine sehr ungleiche Verteilung der Ernteeinbußen.

Spanien und die Niederlande sind die mit Abstand wichtigsten Zwiebelproduzenten in der EU. In normalen Jahren ist der Abstand zwischen den Ländern nicht sehr groß, Platz 1 und Platz 2 wechseln daher häufig zwischen den beiden. In der Saison 2018/19 ist der Abstand zwischen den Ländern jedoch riesig, denn in Spanien wird fast eine Rekordernte erreicht, in den Niederlanden dürfte die verwendbare Erzeugung dagegen dem niedrigsten Wert seit 2003 liegen. Im Vergleich zu anderen Jahren ist die Ernteschätzung in diesem Jahr schwieriger, weil die Streuung der Erträge viel größer ist. Das gilt auch für die Erträge innerhalb desselben Landes. So stehen z.B. in den Niederlanden ertragsbedingt nicht abgeerntete Flächen in Seeländisch Flandern einzelne Parzellen mit 80 t/ha in den Poldern gegenüber.

Niederlande mit starkem Rückgang der Ernte

Insgesamt lag der Schwerpunkt der Dürre im Westen der EU, insbesondere in den südlichen Niederlanden, in Belgien, Nordfrankreich und Großbritannien. Die Ernte in den Niederlanden ist aufgrund der enormen Rolle dieses Landes im Welthandel mit Zwiebeln von besonderer Bedeutung für die EU. Das ausgerechnet der wichtigste Exporteur in Europa auch die stärksten Ernteeinbußen (-35 %) von allen Ländern hinnehmen musste, sorgte auf dem Euronion Treffen für rege Diskussionen. Denn aufgrund dieser Erfahrung halten einige niederländische Experten den Rückgang in der EU mit „nur“ 15 % für deutlich unterschätzt.

Bis einschließlich Woche 42 wurden mit zu erwartenden Nachmeldungen rund 345.000 t exportiert, so dass für den Rest der Saison 415.000 t zur Verfügung stünden. Das sind nur rund 12.000 t pro Woche und wäre eine sehr geringe Menge. Die wöchentliche Aufbereitungskapazität in den Niederlanden liegt bei über 35.000 t. Damit ist auch klar, dass die Saison für die niederländischen Exporteure eine ungeheure Herausforderung ist, dann sie lasten ihre Anlagen in der zweiten Saisonhälfte wahrscheinlich nur zu einem geringen Anteil aus. Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass eine eingeschränkte Haltbarkeit – die bei den hohen Sommertemperaturen des Jahres 2018 durchaus möglich ist – zu einem schnelleren Verkauf zwingen könnte. Damit stünden im April nochmals deutlich weniger Zwiebeln zur Verfügung.

Spanien, die große Ausnahme

Im Gegensatz zu allen anderen europäischen Ländern verzeichnet Spanien bei Zwiebeln fast eine Rekordernte. Die Wetterbedingungen waren hier im Sommer fast optimal, lediglich der letzte Teil der Ernte wurde durch unzeitgemäße Regenfälle gestört. Der Zuwachs rührt vor allem von den späten Grano-Zwiebeln her, die in diesem Jahr auch eine ausreichende Größe erreichten. Bei hoher Ernte und nicht ausreichender Lagerkapazität standen die Märkte im Oktober sogar etwas unter Druck. Angesichts kleiner Ernten im übrigen Europa hätte man dies sicher nicht erwartet. Aber nicht alle Partien fanden Platz im Lager, so dass vor allem die nicht lagerfähigen Partien mit kleineren Größen verkauft werden mussten. Inzwischen hat sich der Markt aber gedreht und es wird auch ein Preisanstieg für die nächsten Wochen erwartet.

Möchten Sie mehr über wichtige Entwicklungen auf den Obst- und Gemüsemärkten wissen? Dann ist die Marktwoche Obst und Gemüse das Richtige für sie. Wenn Sie den weltweiten Zwiebelmarktes wöchentlich verfolgen möchten, können Sie die wöchentlich erscheinende AMI Marktwoche Zwiebeln abonnieren, die auch in englischer Sprache erscheint. Nutzen Sie noch heute die Bestellmöglichkeit im Shop und sichern Sie sich ihren Zugang zu fundierten Marktinformationen.

Beitrag von Dr. Hans-Christoph Behr
Marktexperte Verbraucherforschung & Ökolandbau

© Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH

Zurück
Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Deutsche Agrarrohstoffe mit Plus im August

31.08.2021 (AMI) – Der AMI-Rohstoffindex legt im August wieder zu. Das Plus von rund 1,2 % gegenüber Juli wurde durch den Aufwind an den Getreidemärkten getragen. In Kombination mit dem stabilen Teilindex für Milch und rückläufigen Fleischpreisen erreichte der Gesamtindex einen durchschnittlichen Monatswert von 142,2 Punkten.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im Juli rückläufig

29.07.2021 (AMI) – Der deutsche Index für Agrarrohstoffe verzeichnete im Juli 2021 zum ersten Mal im aktuellen Jahr einen Rückgang. Der Verlust von rund 3,4 % gegenüber dem Vormonat führte zu einem durchschnittlichen Monatswert von 140,8 Punkten. Die Märkte für Getreide und Fleisch verzeichneten Verluste. Der Teilindex für Milch konnte hingegen zulegen.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Deutsche Agrarrohstoffe legen im Juni wiederholt zu

25.06.2021 (AMI) – Der AMI-Rohstoffindex verzeichnete im Juni 2021 erneut einen Preiszuwachs. Mit einem Plus von 2,0 % gegenüber Vormonat erreichte der Index einen durchschnittlichen Monatswert von 131,7 Punkten. Während die Teilindizes für Fleisch und Milch ein Plus verzeichneten erreichten die Getreidepreise einen ersten Dämpfer nach monatelangem Aufwind.   Mehr

Europa | Agrarwirtschaft | Markttrends

Lebensmittel wertvoll inszeniert

09.06.2021 (AMI) – Wie kann die Wertigkeit von Agrarprodukten hervorgehoben und dem Verbraucher kommuniziert werden? Mit diesem Thema beschäftigt sich das digitale AMI-Forum ZUKUNFT | Wertschätzung im Fokus – Lebensmittel wertvoll inszeniert am 17. Juni 2021. Pioniere und Insider präsentieren ihre Erfolgsgeschichten und stellen zukunftsorientierte Markt-Strategien vor.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Der Mai bringt erneutes Plus des AMI-Rohstoffindex

28.05.2021 (AMI) – Die deutschen Agrarrohstoffe erzielten im Mai 2021 erneut Preiszuwächse. Der Index legte um rund 2,9 % gegenüber April zu und erreichte durchschnittlich 142,6 Punkte. Das größte Plus erzielte der Teilindex für Getreide befeuert durch ein Rekordhoch der Rapspreise. Auch der Index für Milchprodukte verzeichnete ein Plus. Hingegen führten fehlende Impulse am Schlachtschweinemarkt zu Preisrückgängen des Teilindex für Fleisch.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Preise für deutsche Agrarrohstoffe legen im April weiter zu

30.04.2021 (AMI) – Der AMI-Rohstoffindex konnte im April 2021 zum fünften Mal in Folge Zuwächse verzeichnen. Durch das Plus von rund 1,3 % gegenüber März legte der Index auf 139,1 Punkte zu. Bedingt wurde dies durch Preissteigerungen in den Marktsektoren Milch und Fleisch. Demgegenüber stand der Index für Getreide, der trotz teils heftiger Kursausschläge nach oben im Monatsmittel nachließ.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex im März in Aufwärtsbewegung

26.03.2021 (AMI) – Die Preise für deutsche Agrarrohstoffe konnten im dritten Monat von 2021 erneut ein Plus verbuchen. Der Zuwachs von rund 5,8 % gegenüber Vormonat reichte zum Monatsende für eine Stand von rund 137,0 Punkten. Alle Marktsektoren konnten Zuwächse verzeichnen, wobei Fleisch den größten Aufwind hatte und Milchprodukte die geringste Zunahme erreichten.   Mehr

Europa | Agrarwirtschaft | Markttrends

Aus der Krise in die Zukunft

04.03.2021 (AMI) – Handel ist Wandel – selten hat sich diese "alte" Weisheit so bewahrheitet wie in diesen Zeiten. Am 18. März 2021 beleuchten wir im digitalen AMI-Forum Zukunft | Produktion, Handel, Konsum – Aus der Krise in die Zukunft mögliche Szenarien.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

Preise für deutsche Agrarrohstoffe tendieren im Februar fester

26.02.2021 (AMI) – Der AMI-Rohstoffindex konnte auch im zweiten Monat von 2021 zulegen und erreichte 129,17 Punkte. Das Plus wurde vor allem durch deutlich festere Preise von Getreide und Raps erzeugt. Auch am Schlachtschweinemarkt zeichneten sich ab der Monatsmitte festere Preistendenzen ab. Die Erzeugerpreise für Milch verblieben auf dem Wert des Vormonats.   Mehr

Deutschland | Agrarrohstoffe | Index

AMI-Rohstoffindex startet mit Aufwind in das Jahr 2021

29.01.2021 (AMI) – Der Index für deutsche Agrarrohstoffe hat im Januar 2021 zugelegt und erreichte durchschnittlich 126,98 Punkte. Die Getreidepreise zeigten ein deutliches Plus angesichts getrübter Versorgungsaussichten und anstehender russischer Exportzölle. Der Teilindex für Fleisch konnte durch ein niedriges Angebot an Schlachtrindern profitieren. An den Märkten für Milchprodukte begann das Jahr zumeist stabil, die Auszahlungsleistung der Molkereien wurden allerdings leicht gesenkt.   Mehr